Gedenkveranstaltung zum 76. Jahrestag der Lagerbefreiung in Neuburxdorf
Wahrheit aushalten
Gedenkveranstaltung zum 76. Jahrestag der Lagerbefreiung in Neuburxdorf
Mit einem sehr kleinen Kreis beteiligter Personen haben die Städte Bad Liebenwerda und Mühlberg am Freitag in Neuburxdorf des 76. Jahrestages der Befreiung des Kriegsgefangenenlagers Mühlberg gedacht. Hannelore Brendel, Beigeordnete der Verbandsgemeinde Liebenwerda, verlas am Mahnmal für die Toten des Kriegsgefangenenlagers auf dem Friedhof Neuburxdorf ein Grußwort von Landrat Christian Heinrich-Jaschinski. Darin verwies er unter anderem auf das besonders schwere Schicksal sowjetischer Kriegsgefangener in dem Lager der Deutschen Wehrmacht. Es sei wichtig, die Wahrheit auszuhalten, so der Landrat in seinem Grußwort. Er dankte allen, die sich um das schwierige Gedenken und den sensiblen Umgang mit der Geschichte des Lagers Mühlberg verdient machen.
Auf persönliche Schicksale nahm Hannelore Brendel in ihrer Ansprache Bezug. Wie auf das des heute 98-jährigen John Bicknell, der im Januar 1944 als 21-jähriger britischer Kriegsgefangener nach Mühlberg gebracht wurde. Trotzt seines nun bereits hohen Alters wäre Bicknell in diesem Jahr gern nach Mühlberg gekommen. Doch bereits zum zweiten Mal in Folge hat die Corona-Pandemie den Besuch der „Friends of Stalag IVB ex POW Association“, in der ehemalige Kriegsgefangene und deren Angehörige aus Großbritannien organisiert sind, im ehemaligen Lager Mühlberg verhindert.
Die Geschichte des Lagers Mühlberg ist ambivalent. Nachdem das Kriegsgefangenlager aufgelöst war, richtete der Sowjetische Geheimdienst NKWD hier das erste seiner Speziallager ein, in dem tausende Menschen ohne jedes Verfahren interniert wurden. Dass am Hochkreuz für die Todesopfer dieses Lagers gestern ebenfalls Kränze niedergelegt wurden, gehöre zum Gedenken, das an diesem Ort gepflegt werde, so Hannelore Brendel.
Anwesend waren während der Gedenkveranstaltung auch Vertreter der Dr.-Wolfgang-Liebe-Stiftung, die zwei Bänke, einen Baum und Rhododendronsträucher für die Gestaltung des ehemaligen Lagergeländes gestiftet hat. Stiftungsvorstand Karin Kohler verwies darauf, dass die Stiftung seit 2017 bereits 160.000 Euro für Zwecke der Altenhilfe, der Bildung und des bürgerschaftlichen Engagements in der Region ausgereicht habe.
Darüber hinaus stellte Gedenkstättenlehrerin Dr. Claudia Franke den neuen Flyer „Geschichte(n) auf dem Radweg – Nationalsozialistische Tatorte entlang der Elbe“ vor, in dem neben Gedenkstätten in Prettin, Torgau und Zeithain auch der Erinnerungsort Lager Mühlberg aufgeführt ist.
Text: Karsten Bär
Foto: Ortsgemeinde Bad Liebenwerda
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